Porträt INFOS Zur Person Josef Fischnaller, genannt Sepp, kam am 10. November 1953 im Spital in Brixen zur Welt. Ver- wurzelt ist er im abgeschiede- nen Villnösstal, genauer gesagt in St. Magdalena, am Fuße der Geislergruppe. Dort hat er den elterlichen Bergbauernhof übernommen, betreibt ihn bis heute neben seiner Tätigkeit als Berg- und Skiführer. 13 Jahre lang zählte er zum legendären Team der Alpinschule Reinhold Messners, der ersten ihrer Art in Südtirol. Immer noch führt Fischnaller Gruppen, geht in den Berg, ob auf Tourenski oder am Seil. Mittlerweile tut er es häufiger privat, etwa mit seinem jüngsten Sohn. Fischnaller ist Vater von vier Kindern und sie- benfacher Großvater. 10 ben, den Dolomiten oder den Ziller- taler Westalpen, bei fast allen Touren Messners in Südtirol dabei. „Von z‘haus aus“ war es ihm nicht möglich, dessen Expeditionen zu begleiten. Gefragt hätte Reinhold ihn, erwähnt er stolz, aber ohne Reue. Glaubhaft. Sepp lacht herzlich, ein glücklicher, in sich ruhender Mensch ist er. Mit ihm zu wandern ist erholsam – und still. Doch kaum in der Halsl Hütte angelangt, schwatzt er angeregt mit anderen Einheimischen. Obwohl das Tal nicht allzu groß ist, gelingt es den Vill- nössern, sich oft Monate lang aus dem Weg zu gehen. Schließlich hat jeder in der Saison seine Aufgaben. Dann kommt eine spontane Hüttengaudi gelegen. Bäuerliche Kultur erhalten Der Sepp und „seine“ Geislergruppe. Bei Dreierlei Knödel mit Krautsalat tanken wir Energie und mit Granatap- felspritz Urlaubsfreuden. Zumindest ich. Sepp: „I ko verzichtn, auch auf Granat- äpfel, dr Bauer isch net verwöhnt.“ Ich schlucke schlechtes Gewissen zum Granatapfel. „Net verwöhnt“ hallt in mir nach. Viele Passagen, die wir auf dem Rückweg queren, sind eingezäunt. Mein Urlauberauge sieht Großbesitz. Sepp verneint. Bergbauern hätten wenig Grund und Boden. Land und Kirche seien die Haupteigner. Das Leben und Auskommen als Bergbauer sei schwierig. Man müsse genügsam und ideenreich sein, weiß Sepp. Viele Bergbauern hätten einen zweiten Beruf, um sich den Hof überhaupt leisten zu können. Das klinge komisch, sei aber so. Die Villnösser neh- men die Doppelbelastung auf sich, um die Landwirtschaft, um ihre bäuerliche Kultur zu erhalten, erklärt er, damit sie Maschinen kaufen und in den Hof inves- tieren können, der sich selbst nicht trägt. Viele Bauern seiner Generation seien Gelegenheitsarbeiter, einen ordentlichen Beruf mit Abschluss oder gar studiert habe kaum einer. Das sei bei der heutigen Generation anders, weiß Sepp, selbst Vater von vier Kindern. Seinen Zweitberuf des Berg- führers übt er nicht mehr täglich aus. Er führt auch nicht mehr jeden Gast, sondern nur, wenn er Zeit, aber vor allem Lust dazu hat. Diese Freiheit nimmt er sich mit seinen mittlerweile einund- siebzig Jahren. Den Hof bewirtschaftet er mit seinem Jüngsten, dem Nachzügler. Tiroler Grauvieh züchten die beiden. 17 Kühe stehen momentan im Stall oder grasen auf der Alm. Auch seine Tochter und deren Schwiegervater engagieren sich im Betrieb. Der Zusammenhalt in der Familie sei groß. Das sei immer so gewesen und musste auch so sein, nachdem Sepps Frau zu früh verstarb, genauer gesagt vor 16 Jahren, als sein Jüngster gerade mal drei Jahre alt war. In dieser Zeit hat sich der Witwer fast komplett aus dem Leben im Tal heraus- genommen, war fast nur für Kinder und Hof da. Nur die wenigen Touren, die er schon zugesagt hatte, sei er gegangen. Je älter und selbstständiger der Kleine wurde, umso umtriebiger wurde auch Sepps Leben wieder. Bis heute ist er, wie fast jeder Einheimische, in der Bergret- tung tätig. Früher hätte man die Leute aus den Wänden geholt, heute seien es die Rodler, die die meisten Einsätze er- fordern, erzählt er. Fast von jeder Hütte könne man mit Schlitten abfahren, doch viele tun das ohne gute Kleidung und Kenntnis. Sepps Hof ist auch Partner- betrieb der Slow Food Travel Villnöss. Nachhaltigkeit ist dem Bauer nicht nur am Berg, sondern auch auf dem Teller wichtig. Ganzheitlich eben, sagt er. Nach drei Stunden sind wir zurück am Park- platz beim Einstieg des Fahrwegs, dem Startpunkt unseres Wandergesprächs. Wir sind um ein Erlebnis reicher, sind dankbar und sagen das auch. Sepp quit- tiert etwas schüchtern mit „Jawoll. Baba. Pfiadi!“ Agathe Paglia a i l g a P e h t a g A , s s ö n l l i V n i e r e v s u m s i r u o T _ N B : d l i B